Vor
fast genau 22 Jahren stand ich in der Gästekurve und brüllte
"Einmal nach Meppen - wir fahr´n nur einmal nach Meppen".
Es war mein erstes Livespiel in der zweiten Liga überhaupt. Tja, nun
saß ich im Gästeblock (nur weil Stehplatz ausverkauft war, bevor
jemand was von älter werden erzählt) neben Katsche und sagte voller
Überzeugung "Da bin ich wieder". Und zwar zu meinem ersten
Spiel in der dritten Liga, seitdem es sie in dieser Form gibt. Außer
dass die Kurve nun auch eine Gerade ist und die Anzeigentafel nicht
mehr nur aus Lampen besteht, scheint die Welt stehen geblieben zu
sein und der Stadionsprecher begrüßte alle herzlichst zum
Meisterschaftsspiel. Ganz stark war das Vereinslied, welches sogar
den Gästeblock hat schunkeln lassen. Hier mal Youtube-Link
zum Lied. Weniger stark war aber die Sicht vom
Gästesitzplatzblock.
Klar,
Sicherheit muss sein. Aber dann dafür 25 Kracher verlangen ist echt
schon nicht ohne. Die Stimmung insgesamt war recht gut. Die Meppener
haben keine große Fanbasis, ab diejenigen unter den 9114 Zuschauern,
haben schon Krach gemacht. Naja, so geht es in dem Stadion geht. Die
Lautrer hingegen mussten gerade in der zweiten Halbzeit mehr zittern,
als uns allen lieb war. Eine frühe Führung war gefühlt auch schon
die letzte Torchance. Meppen hatte wesentlich mehr von der Partie.
Die Freude war nach Schlusspfiff schon groß, wurde aber noch mehr
von der Erleichterung getoppt. Noch nie habe ich einen so
unverdienten 1:0-Sieg des FCK gesehen. Da ist noch viel Arbeit, damit
es wieder aufwärts geht. Immerhin ist das jetzt mein persönlicher
Ausgleich zum 2:1 von damals. (Ja, okay, doch alt geworden)
Meppen
war allerdings erst der Auftakt. Die Spielplangestalter meinten es
nämlich gut mit uns. Amsterdam war schon ab und an als Reiseziel im
Gespräch. Und der einheimische AFC Ajax hatte doch tatsächlich sein
Heimspiel am Sonntag 14:30 Uhr. Na, das passt doch. Also sind wir
direkt nach dem Meppenspiel in die niederländische Capitale gereist,
um das Spiel gegen De Graafschap zu schauen. Wie seinerzeit in
Kopenhagen hatten wir extra ein Hotel in Flughafen/Autobahnnähe
gebucht, da man nicht wirklich mit dem eigenen Vehikel quer durch die
Stadt eiern möchte und die Infrastruktur um den Luchthaven Schiphol
nicht schlecht sein dürfte. Unser Quartier in Hoofddorp war aber
erstaunlich umständlich zu erreichen. Okay, vielleicht sollte das
Navi auch einfach mal ein Update bekommen, damit auch die neuesten
Straßen und Zuwegungen bekannt sind. Die Niederlande und Katsche
werden aber nicht mehr beste Freunde werden. Selbst der Nahverkehr
hatte seine kleinen Feinheiten, die wir dann beim Ticketkauf spüren
sollten. Aber auch davon ließen wir uns nicht unterkriegen und
erkundeten am Samstag die Stadt. Sollte man mal bei „Wetten,
dass…?“ (die Älteren werden sich bestimmt erinnern) auftreten
und die europäischen Hauptstädte am typischen Geruch erkennen, dann
hätte man bei Amsterdam bestimmt einen Treffer. Es vergingen keine
zehn Meter, die man nicht in einer Kifferwolke stand. Alter, das war
echt krank. Und dann auch noch die ganzen Radfahrer, die kreuz und
quer fahren, schulten die Aufmerksamkeit. Da ich bei meinem bislang
einzigen Amsterdam-Besuch vor 18 Jahren (mit 17, als wirklich alt
geworden) von einem bekifften Rastafari angefahren wurde, stellte ich
mich auf den Radweg, sagte selbstbewusst „Da bin ich wieder!“ und
teilte wie Moses den Radweg. Tja, wir konnten uns problemlos
fortbewegen, ohne eine Kollision zu haben.
Auch
ohne Plan waren wir nicht planlos. Der Leidseplein als Herz von
Amsterdam mit dem HardRockCafe war natürlich das erste Ziel. Das ist
schon eine coole Gegend von Amsterdam, nicht umsonst habe ich eben
erst gelesen, dass es sich um das Herz der Metropole handelt. Von
dort ging es dann zu Fuß zurück zum Centraal. Natürlich ist das
Wetter Mitte Dezember nicht unbedingt das Beste. Allerdings ist die
Vorweihnachtszeit in so einer Stadt mit all den bunten Lichtern auf
jeden Fall eine gute Reisezeit.
Am
Sonntag war das Spiel natürlich im Mittelpunkt, dennoch stand
Sightseeing auf dem Programm. Allerdings haben wir uns auch wieder
eher treiben lassen und sind ein wenig umher gewandert, ohne
unbedingt ein festes Ziel vor Augen zu haben (mit Ausnahme des
Amsterdamschriftzuges, welches quasi unmittelbar vor unserer Anreise
an anderer Stelle platziert wurde.) Man sollte Amsterdam auch einmal
bei wärmeren Wetter besuchen. Die Stadt hat verdammt schöne Ecken,
auch die Grachten sind natürlich super, sodass sich da eine
Grachtenfahrt im Sommer oder Frühling bestimmt gut machen lässt.
Es
wurde aber auch endlich Zeit für die Johan-Cruijff-Arena. Heftig,
was die da bereits 1996 hingestellt haben. Also in dem Jahr, als ich
erstmals im Emslandstadion war. (Oh Gott ist das Stadion alt :-D )
Bevor es aber hineinging habe ich noch mit Bravour eine Mutprobe
bestanden. In einem Pub direkt am Stadion outete ich mich als
Deutscher. Entgegen aller Erwartungen wurde mir zugeprostet statt mir
formidabel auf die Schnauze zu hauen. Die Arena und das Umfeld
erinnerten schon an das Wembley in London. Große Einkaufspassagen,
Konzerthallen und große Plätze prägen das Umfeld. Nach dem Einlass
(erstaunlicherweise ohne Abtasten) führten uns mehrere lange
Rolltreppen zum Oberrang.
Auch
die roten Sitze in dem weiten Rund ließen Erinnerungen an den März
aufkommen. Wesentlich besser hingegen waren da dann schon die
Verkäufer an den Ständen. Sehr schnell erhielten wir unser Essen,
dessen Auswahl sehr beeindruckend war. Hamburger, Wurst, Pommes und
ERBSENSUPPE! Wie geil ist das bitteschön, bei den kalten
Temperaturen Erbsensuppe zu servieren. Das Spiel nahm dann den
erwarteten Verlauf, wenn der Zweite gegen Letzten spielt. Nachdem
Ajax alles verballert hatte, hatte De Graafschap die Riesenchance
auf die Führung. Tja, so aber ging das Scheibenschießen los. Als
mein Sitznachbar (nicht Katsche) für neues Bier den Block verlassen
hatte, machte Ajax den Führungstreffer. Insgesamt sollten noch
sieben Tore folgen. Wahnsinn, ein 8:0 live im Stadion zu erleben ist
schon selten, zumindest wenn man nicht gerade mit dem HSV in den
Süden der Republik fährt.
Einen
großen Respekt zolle ich den Anhängern der Gäste.Trotz der
sportlichen Talfahrt waren sie sehr zahlreich da und mega laut. Fast
die gesamte Spielzeit haben sie so einen Rabatz gemacht, dass der
Oberrang gewackelt hat und die Mannschaft sich echt glücklich
schätzen kann, so einen Anhang zu haben. Etwas lachen musste ich
dann aber schon, als sie zum Ende hin einen (fiktiven) Torjubel
hingelegt haben und völlig eskaliert sind. Diese Selbstironie ist
echt stark. Ich hätte mir von den Heimfans auch schon mehr erhofft.
Vielleicht hatten sie anfangs nen Stimmungsboykott, vielleicht habe
ich sie auch einfach nicht gehört, weil wir direkt neben dem
Gästeblock saßen.
Nach
dem Spiel kamen wir schließlich durch den glücklichen Umstand, in
eine andere Richtung als die meisten zu fahren, sehr gut wieder zum
Auto beim Hotel zurück. Dass uns das Navi hinterher etwas in die
Irre führte, musste ja noch sein zum Abschluss einer verdammten
klasse Tour...
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