Moin Tobse. Statt eines gemütlichen
Beisammenseins müssen wir diese Saison per Videocall abschließen.
Wie geht es dir?
Gehen Sie davon aus, dass es Schöneres
gibt als für mindestens fünf Tage in seiner Wohnung eingesperrt zu
sein. Insgesamt könnte es mir sicherlich besser gehen. Aber wir
wollten ja über die Saison sprechen und nicht über Corona, auch wenn
sich das wieder nicht ganz vermeiden lassen wird.
Das mache ich doch gerne und gratuliere
dir ganz herzlich zum Aufstieg!
Die Glückwünsche sollten eher an die
Mannschaft des FCK samt alten und neuen Trainer gehen als an mich. Mein „Anteil“, wenn man ihn den
überhaupt so nennen kann, ist verschwindend gering.
Wie kommt das?
In der Vergangenheit, gerade auch
während der Pandemie, hat sich meine Fußballwahrnehmung sehr
verändert. Es gab die Zuschauereinschränkungen, dann wieder einen
Ausschluss und danach wieder nur eine Teilzulassung von 500 bis 1000 Leuten. Um die
persönliche Statistik schon einmal vorwegzunehmen: ich habe vom FCK
nur das Gastspiel beim SV Meppen am zweiten Spieltag live im Stadion
verfolgt. Die Stimmung war solala, der Kick ging mal wieder in die
Hose und man ist gleich zu Saisonbeginn schon wieder mehr als nur
bedient. Der Saisonstart der Lautrer ließ nichts Gutes erwarten oder
erahnen, der Abstiegskampf war sofort wieder das alles dominierende
Thema. Ich habe mir die Tabelle bewusst nicht mehr angeschaut und auch
nicht alle Spiele im TV verfolgt. Umso überraschter war ich
schließlich, als zwischendurch mein Blick ziemlich weit oben in der
Tabelle hängen blieb auf der Suche nach dem FCK. Ich habe dann schon
gehofft, dass es endlich etwas wird mit dem großen Ziel Aufstieg.
Und dann werden die letzten drei Spiele wieder formidabel verkackt,
sodass du in die unnötige Relegation musst. Und weil es so schön ist, wird direkt vor den entscheidenden Spielen noch der Trainer getauscht.
Wie erging es dir in der Relegation?
Bei der Relegation seinerzeit gegen
Hoffenheim um den Aufstieg in die Bundesliga war ich wesentlich
nervöser. Jetzt hatte ich fest mit einer Klatsche gerechnet und mich
gedanklich schon auf ein weiteres Jahr Drittklassigkeit eingerichtet.
Das Hinspiel gegen Dresden habe ich konsequent gemieden, das
Rückspiel habe ich erst ab der zweiten Halbzeit gesehen. Da merkte
ich dann aber schon, dass das Feuer doch noch in mir brennt. Ich konnte
lediglich auf dem Laptop im Schlafzimmer schauen, habe da aber so
viele Meter abgerissen, das eigentlich ein Trampelpfad im Laminat
sichtbar sein müsste. Am Ende habe ich geschrien, geflucht und
gejubelt. So wie früher.
Wurde dir Fußball so egal im Laufe der
Zeit? Das kann man sich eher weniger bei dir vorstellen. Wir kommt es
dazu?
Gerade in der letzten Zeit war ich
vermehrt beim Eishockey unterwegs und konnte daher endlich einmal
direkte Vergleiche ziehen, auch wenn man natürlich nicht alles
wirklich 1 zu 1 so übernehmen kann.
Am ersten Spieltag der dritten Liga
waren Katsche, Junior und ich beim TSV Havelse. Da der DFB ja auf
große Stadien besteht, kamen wir uns recht verloren vor im riesigen
Niedersachsenstadion. Die Zuschauerzahl hätte auch im heimischen
Stadion Platz gefunden. Man merkt einfach den Unterschied, ob 3000 im
Niedersachsenstadion brüllen oder nur 1000 in der zu einem Viertel
gefüllten Eisarena. Es macht einfach nicht so einen Spaß, wenn die
Stimmung nicht da ist. Trotz der Freude, endlich wieder ins Stadion zu dürfen. Dann bemerkte ich im Laufe der Zeit wieder die
ganzen schauspielerischen Einlagen der Spieler. Man bleibt liegen,
dreht sich mehrmals um die eigene Achse bis der Schiri endlich ein
Einsehen hat und pfeift. Das hat mir beispielhaft in Groningen sehr gefallen, dass der Schiedsrichter immer wieder dem Spieler klar
gemacht hat, dass er eben nicht pfeifen wird. Gefühlt hat dieses
Getue in letzter Zeit einfach wieder Überhand genommen. Und dann kommen da
noch wieder die grandiosen Fans hinzu mit ihren beschissenen
Platzstürmen. Okay, sollen sie doch machen. Aber lasst doch einfach
mal den Platz heile und baut die Tore nicht auseinander. Feiert
lieber mit eurer Mannschaft und lasst die scheiß Provokationen sein.
Beispiele? Eintracht Frankfurt fällt mir da sofort ein. Was war ich
beeindruckt von der Masse an Fans in Barcelona, wahnsinnig auch die
Stimmung beim Halbfinalrückspiel gegen West Ham. Mega geil, kann ich
nicht anders sagen und muss ich als alter „Rivale“ neidlos
anerkennen. Und dann kommt der Abpfiff und was machen viele (nicht
alle!!!!) der Platzstürmer? Rennen direkt vor den Gästeblock und provozieren. Meine
Fresse! Freut euch doch einfach über den Einzug ins Finale und macht
so einen Quatsch nicht. Gleiches gilt auch für „Fans“ des VfB
Oldenburg. Glückwunsch zum Einzug in die Dritte Liga, ohne Frage.
Aber auch hier wieder direkt Richtung Gästefans. Hat man nach 25
Jahre Abstinenz vom Profifußball nicht Besseres zu tun?
Sorry, aber das Verhalten der Fans beim
Feiern und von die Zeitschinderei der Spieler geht mir übelst auf
den Sack, sodass ich kurz davor war, mich vom Fußball abzukehren.
Natürlich es gibt auch beim Eishockey
solche Qualitätsfans, aber irgendwie bleibt es da immer noch im
Rahmen. Als meine Freundin und ich im entscheidenden Viertelspiel in
Wolfsburg nach der Niederlage „unserer“ Pinguins zum Auto
zurückgingen, gab es keinerlei Provokation oder ähnliches. Man
unterhält sich über das Spiel, wünscht sich viel Glück oder eine
schöne Sommerpause und freut sich auf die nächsten Duelle.
Puh, das muss man erstmal verdauen. Ich
denke aber mal, dass es dazu unterschiedliche Ansichten gibt.
Das ist ganz normal und sollte auch so
sein. Das ist halt nur meine Meinung, die ich so auch vertrete. Auch
beim FCK gibt es solche Momente und Verhaltensweisen von "Fans", auf die ich
keinen Bock mehr hatte.
Kommen wir von deiner Meinung zu deiner
Statistik. Da muss man wirklich sagen, dass sich dein Fokus da sehr
verschoben hat.
Das ist absolut richtig. Es waren genau
drei Fußballspiele, die live im Stadion verfolgt wurden. Neben den
erwähnten Spielen in Hannover, Meppen und Groningen war fußballmäßig
nichts los bei mir. Die Nähe zu Bremerhaven hat diesmal zu
wesentlich mehr Spielen beim Eishockey geführt. Doch auch da waren
es nicht nur die Profis, sondern auch viele Spiele im Nachwuchsbereich
(U 20) und des Stammvereins standen im Kalender. Zwischen zwei Diensten konnte ich dann mal ganz entspannt nach Fischtown düsen. Ich habe das mal unten zusammengefasst. Herausragend waren da
sicherlich die Spiele in der Champions Hockey League, die
möglicherweise einzigartig für Bremerhaven waren.
Inklusive des großen Highlights in
Prag.
Ja, genau. Endlich Europapokal auswärts. Die Tour nach Prag war Weltklasse, da kann man kein
anderes Wort für finden. Neben Prag hatte ich aber auch meine
Eishockeypremieren in Mannheim, Wolfsburg und am Hannoveraner
Pferdeturm. Da meine Freundin auch sehr stark dem Eishockey verbunden
ist, werden da sicherlich auch in Zukunft mehrere Touren möglich
sein, sodass vielleicht auch der Eishockeypart in diesem Blog einen
größeren Raum einnehmen könnte.
Du hast schon die Eishockeytouren
angeschnitten. Wird es denn auch weiterhin Fußballabenteuer geben?
Das beantworte ich mit einem ganz
klaren JA! Der FCK hat durch den Aufstieg wieder einige Ziele mehr im
Norden. Der VfB Oldenburg versucht das Marschwegstadion für die
dritte Liga auf Vordermann zu bringen. Da war ich vor zig Jahren
einmal zur Niedersachsenliga West. Da kann man sich mal wieder sehen
lassen. Und als Ausweichort ist das Niedersachsenstadion benannt
worden. Ich denke mal, dass man dort auch kurzentschlossen eine Karte
ergattern kann. Und der Rest wird sich zeigen. Die Vergangenheit
hielt auch immer wieder Überraschungen bereit.
Danke, dass du dir die Zeit genommen
hast. Weiterhin eine gute Besserung.
Vielen Dank und kein Problem. Ich war
ja eh zu Hause und hatte nichts vor...
13 x DEL (BHV, MA, WOB)
4 x CHL (BHV, PRG)
1 x Oberliga (Hannover Indians)
4 x Verbandsliga (REV Bremerhaven)
1 x Landesliga (REV Bremerhaven)
3 x Fischtown Ladies
4 x DNL (REV Bremerhaven U 20)