Montag, 17. Dezember 2018

Da bin ich wieder

Vor fast genau 22 Jahren stand ich in der Gästekurve und brüllte "Einmal nach Meppen - wir fahr´n nur einmal nach Meppen". Es war mein erstes Livespiel in der zweiten Liga überhaupt. Tja, nun saß ich im Gästeblock (nur weil Stehplatz ausverkauft war, bevor jemand was von älter werden erzählt) neben Katsche und sagte voller Überzeugung "Da bin ich wieder". Und zwar zu meinem ersten Spiel in der dritten Liga, seitdem es sie in dieser Form gibt. Außer dass die Kurve nun auch eine Gerade ist und die Anzeigentafel nicht mehr nur aus Lampen besteht, scheint die Welt stehen geblieben zu sein und der Stadionsprecher begrüßte alle herzlichst zum Meisterschaftsspiel. Ganz stark war das Vereinslied, welches sogar den Gästeblock hat schunkeln lassen. Hier mal Youtube-Link zum Lied. Weniger stark war aber die Sicht vom Gästesitzplatzblock. 
 
Klar, Sicherheit muss sein. Aber dann dafür 25 Kracher verlangen ist echt schon nicht ohne. Die Stimmung insgesamt war recht gut. Die Meppener haben keine große Fanbasis, ab diejenigen unter den 9114 Zuschauern, haben schon Krach gemacht. Naja, so geht es in dem Stadion geht. Die Lautrer hingegen mussten gerade in der zweiten Halbzeit mehr zittern, als uns allen lieb war. Eine frühe Führung war gefühlt auch schon die letzte Torchance. Meppen hatte wesentlich mehr von der Partie. Die Freude war nach Schlusspfiff schon groß, wurde aber noch mehr von der Erleichterung getoppt. Noch nie habe ich einen so unverdienten 1:0-Sieg des FCK gesehen. Da ist noch viel Arbeit, damit es wieder aufwärts geht. Immerhin ist das jetzt mein persönlicher Ausgleich zum 2:1 von damals. (Ja, okay, doch alt geworden)



Meppen war allerdings erst der Auftakt. Die Spielplangestalter meinten es nämlich gut mit uns. Amsterdam war schon ab und an als Reiseziel im Gespräch. Und der einheimische AFC Ajax hatte doch tatsächlich sein Heimspiel am Sonntag 14:30 Uhr. Na, das passt doch. Also sind wir direkt nach dem Meppenspiel in die niederländische Capitale gereist, um das Spiel gegen De Graafschap zu schauen. Wie seinerzeit in Kopenhagen hatten wir extra ein Hotel in Flughafen/Autobahnnähe gebucht, da man nicht wirklich mit dem eigenen Vehikel quer durch die Stadt eiern möchte und die Infrastruktur um den Luchthaven Schiphol nicht schlecht sein dürfte. Unser Quartier in Hoofddorp war aber erstaunlich umständlich zu erreichen. Okay, vielleicht sollte das Navi auch einfach mal ein Update bekommen, damit auch die neuesten Straßen und Zuwegungen bekannt sind. Die Niederlande und Katsche werden aber nicht mehr beste Freunde werden. Selbst der Nahverkehr hatte seine kleinen Feinheiten, die wir dann beim Ticketkauf spüren sollten. Aber auch davon ließen wir uns nicht unterkriegen und erkundeten am Samstag die Stadt. Sollte man mal bei „Wetten, dass…?“ (die Älteren werden sich bestimmt erinnern) auftreten und die europäischen Hauptstädte am typischen Geruch erkennen, dann hätte man bei Amsterdam bestimmt einen Treffer. Es vergingen keine zehn Meter, die man nicht in einer Kifferwolke stand. Alter, das war echt krank. Und dann auch noch die ganzen Radfahrer, die kreuz und quer fahren, schulten die Aufmerksamkeit. Da ich bei meinem bislang einzigen Amsterdam-Besuch vor 18 Jahren (mit 17, als wirklich alt geworden) von einem bekifften Rastafari angefahren wurde, stellte ich mich auf den Radweg, sagte selbstbewusst „Da bin ich wieder!“ und teilte wie Moses den Radweg. Tja, wir konnten uns problemlos fortbewegen, ohne eine Kollision zu haben.
Auch ohne Plan waren wir nicht planlos. Der Leidseplein als Herz von Amsterdam mit dem HardRockCafe war natürlich das erste Ziel. Das ist schon eine coole Gegend von Amsterdam, nicht umsonst habe ich eben erst gelesen, dass es sich um das Herz der Metropole handelt. Von dort ging es dann zu Fuß zurück zum Centraal. Natürlich ist das Wetter Mitte Dezember nicht unbedingt das Beste. Allerdings ist die Vorweihnachtszeit in so einer Stadt mit all den bunten Lichtern auf jeden Fall eine gute Reisezeit.





Am Sonntag war das Spiel natürlich im Mittelpunkt, dennoch stand Sightseeing auf dem Programm. Allerdings haben wir uns auch wieder eher treiben lassen und sind ein wenig umher gewandert, ohne unbedingt ein festes Ziel vor Augen zu haben (mit Ausnahme des Amsterdamschriftzuges, welches quasi unmittelbar vor unserer Anreise an anderer Stelle platziert wurde.) Man sollte Amsterdam auch einmal bei wärmeren Wetter besuchen. Die Stadt hat verdammt schöne Ecken, auch die Grachten sind natürlich super, sodass sich da eine Grachtenfahrt im Sommer oder Frühling bestimmt gut machen lässt.


Es wurde aber auch endlich Zeit für die Johan-Cruijff-Arena. Heftig, was die da bereits 1996 hingestellt haben. Also in dem Jahr, als ich erstmals im Emslandstadion war. (Oh Gott ist das Stadion alt :-D ) Bevor es aber hineinging habe ich noch mit Bravour eine Mutprobe bestanden. In einem Pub direkt am Stadion outete ich mich als Deutscher. Entgegen aller Erwartungen wurde mir zugeprostet statt mir formidabel auf die Schnauze zu hauen. Die Arena und das Umfeld erinnerten schon an das Wembley in London. Große Einkaufspassagen, Konzerthallen und große Plätze prägen das Umfeld. Nach dem Einlass (erstaunlicherweise ohne Abtasten) führten uns mehrere lange Rolltreppen zum Oberrang. 


Auch die roten Sitze in dem weiten Rund ließen Erinnerungen an den März aufkommen. Wesentlich besser hingegen waren da dann schon die Verkäufer an den Ständen. Sehr schnell erhielten wir unser Essen, dessen Auswahl sehr beeindruckend war. Hamburger, Wurst, Pommes und ERBSENSUPPE! Wie geil ist das bitteschön, bei den kalten Temperaturen Erbsensuppe zu servieren. Das Spiel nahm dann den erwarteten Verlauf, wenn der Zweite gegen Letzten spielt. Nachdem Ajax alles verballert hatte, hatte De Graafschap die Riesenchance auf die Führung. Tja, so aber ging das Scheibenschießen los. Als mein Sitznachbar (nicht Katsche) für neues Bier den Block verlassen hatte, machte Ajax den Führungstreffer. Insgesamt sollten noch sieben Tore folgen. Wahnsinn, ein 8:0 live im Stadion zu erleben ist schon selten, zumindest wenn man nicht gerade mit dem HSV in den Süden der Republik fährt. 
Einen großen Respekt zolle ich den Anhängern der Gäste.Trotz der sportlichen Talfahrt waren sie sehr zahlreich da und mega laut. Fast die gesamte Spielzeit haben sie so einen Rabatz gemacht, dass der Oberrang gewackelt hat und die Mannschaft sich echt glücklich schätzen kann, so einen Anhang zu haben. Etwas lachen musste ich dann aber schon, als sie zum Ende hin einen (fiktiven) Torjubel hingelegt haben und völlig eskaliert sind. Diese Selbstironie ist echt stark. Ich hätte mir von den Heimfans auch schon mehr erhofft. Vielleicht hatten sie anfangs nen Stimmungsboykott, vielleicht habe ich sie auch einfach nicht gehört, weil wir direkt neben dem Gästeblock saßen.


Nach dem Spiel kamen wir schließlich durch den glücklichen Umstand, in eine andere Richtung als die meisten zu fahren, sehr gut wieder zum Auto beim Hotel zurück. Dass uns das Navi hinterher etwas in die Irre führte, musste ja noch sein zum Abschluss einer verdammten klasse Tour...