Dienstag, 9. April 2019

Rückblick (1) - Erster Stadionbesuch


Nachdem Junior nun seine Stadionpremiere in Lotte hatte, habe ich überlegt, wie mein erster Stadionbesuch so war. Statt Dritte Liga gab es am 03.04.1993 einen Klassiker der Bundesliga in einem wahren Spitzenspiel. Gerade für die jüngeren Leser dieses Blogs dürfte es sich wie eine Zeitreise anfühlen.



Katsche, Papa, mein Kumpel S. (aus Gründen der EU-DSGVO nicht vollständig genannt), dessen Vater und ich machten uns auf zum Weserstadion Bremen. Der SV Werder kämpfte um die Meisterschaft, mein FCK benötigte die Punkte für den Einzug in den UEFA-Cup, welcher seinerzeit noch ganz schnöde im KO-Modus mit Hin- und Rückspiel ausgespielt wurde. Ja, in einem Satz drei historische Begebenheiten... Vor dem Stadion standen wir an den Kassenhäuschen an und warteten und warteten. Die Bestellung von Eintrittskarten im Internet (welches sich eh nicht durchsetzen würde) war noch nicht möglich. Überall standen Grün-Weiß und Rot-Weiß feiernd und singend beisammen. "Werder und der FCK" schallte es lautstark. Immerhin bestand seit dem Pokalfinale drei Jahre zuvor eine Fanfreundschaft zwischen den Anhängern. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zu warten und brüllte, dass sie endlich die Kasse aufmachen sollen. Zack, da ging der Rolladen auch schon hoch. Ich hätte früher rufen sollen, wurde mir "vorgeworfen" ;-) Unsere Väter kauften S. und mir noch jeweils eine Fahne bevor die Meisterprüfung Einlasskontrolle anstand.
Gefühlt gab es für jeden Block einen extra Einlass mit Ordner. Ich war zuerst an der Reihe. Der Ordner tastete mich ab, öffnete dann den Rucksack und nahm die pfandfreien Cola-Dosen raus. Schade, wäre auch zu schön gewesen. Er drehte sich fragend zu S. "Na, hast du auch Coladosen mit?" - "Nein" war die korrekte Antwort von S. Bevor ich mich jedoch über das bevorstehende Getränk freuen konnte, schob er ein unschuldiges aber ehrliches "Fanta" hinterher. Schade, schade, schade. Der Ordner war aber sehr gut drauf und stellte die Dosen beiseite. Wir dürften in der Halbzeit aber wiederkommen und die Dosen dann trinken.
Im Block nahmen wir auf einer schier endlosen Holzbank platz. Ein Wahnsinnsgefühl für uns Jungs, endlich einmal in einem Bundesligastadion zu sein. Besonders fasziniert war ich von der Anzeigetafel und was dort alles mit Glühlampen dargestellt werden konnte. 
Plötzlich brandete Jubel auf. Der Stadionsprecher verkündete die große Botschaft. Dieses Spitzenspiel wurde von all den Partien ausgewählt, das Live-Spiel auf Premiere zu sein. WOW, das wir so etwas gleich auch noch miterleben durften.



Die Mannschaftsaufstellungen lesen sich auch heute noch wunderbar. Folgende Spieler mit den Rückennummern 1 bis 11 und in schwarzen Schuhen wurden von den Trainern Otto Rehhagel und Rainer Zobel auf das mit Laufbahn umrandete Feld geschickt:

SV Werder Bremen: Reck. Bockenfeld, Bde, Borowka, Bratseth, Herzog (Schaaf), Hobsch, Legat, Rufer (K. Allofs), Votava, Wolter                                                                             

1. FC K'lautern: Serr, Eriksson, W.Funkel, Goldbaek, Hotic (Haber), Kadlec, Kuntz, Ritter, Vogel (Marin), M.Wagner, Witeczek

Zum Spiel kann ich ehrlicherweise nicht mehr viel sagen. Insgesamt war ich viel zu aufgeregt wegen der ganzen neuen Einflüsse und Reize. Nur dass Mirko Votava nahezu mit dem Halbzeitpfiff den 1:0 - Siegtreffer erzielte, kann ich auch ohne Recherche sagen.
Nach dem Spiel haben wir uns beeilt, Papa hatte auf der Autobahn richtig Gas gegeben. Schließlich wollten wir rechtzeitig zum Beitrag in der ARD-Sportschau wieder zu Hause sein.
Am Ende der Saison wurde Werder Deutscher Meister, der FCK landete auf Platz 8. 
Als Extra noch für die Jüngeren: Weitere Mannschaften der Bundesliga waren die SG Wattenscheid 09, Bayer 05 Uerdingen, 1.FC Saarbrücken und der HSV.