Dienstag, 6. Juni 2023

Sommerpause auf Balkonien




Moin Tobse,

statt in weiter Entfernung treffen wir uns zum gewohnten Abschlussinterview auf deinem Balkon. Die Saison 2022/2023 ist vorbei, der FCK hatte weder mit dem Abstiegskampf noch mit dem Aufstiegsrennen in der 2. Liga etwas zu tun. Wie entspannt war das Spieljahr für dich?


Gehen Sie davon aus, dass ich fußballerisch selten so eine sorgenfreie Zeit hatte. Da durch den Aufstieg die Spiele des FCK nicht mehr bei Magenta sondern fast nur noch bei Sky zu sehen waren, habe ich nicht so viel live verfolgen können. Das schont das Nervenkostüm ungemein. Das Eröffnungsspiel gegen Hannover 96 im Free-TV hat schon arg an der Gesundheit genagt. Habe ich letzte Saison in der Relegation gemerkt, dass das Feuer noch brennt, so habe ich bei den Spielen, die ich gesehen habe, die Bestätigung bekommen. Nach dem Siegtor in der Nachspielzeit habe ich meinem Nachbarn aus der unteren Wohnung eine Entschuldigungsnachricht geschrieben, warum ich gerade so irre laut war und durch meine Wohnung gepoltert bin.


Hat dieses Feuer dafür gesorgt, dass du endlich den Gedanken mit dem Tattoo in die Tat umgesetzt hast?


Acht Jahre zuvor hatte ich erstmals den Gedanken, dass ich mir das Maskottchen auf die Wade stechen lassen möchte. Aufgrund der zu erwartenden Schmerzen hatte ich das Ganze immer wieder bei Seite geschoben und nicht weiterverfolgt. Als ich letzten Sommer erstmalig ein Tattoo-Studio betreten hatte, kam ich irgendwie aus der Nummer nicht mehr raus. Vielleicht hat die Aufstiegseuphorie auch dazu beigetragen.



Zur Hälfte der Saison stand Lautern als Aufsteiger auf dem vierten Tabellenplatz. Einige Fans haben vom Durchmarsch in die Bundesliga geträumt. Welches Gefühl hattest du in der Situation?


Ich denke schon, dass ich das realistisch einordnen konnte. Natürlich war ich glücklich darüber, dass der Schwung und die Euphorie des Aufstiegs mitgenommen werden konnten. Durch die lange Winterpause bekam ich aber schon die „Befürchtung“, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Klar, es ist schade, dass ich mit meiner Befürchtung recht behalten sollte. Allerdings war es dann auch wieder in Ordnung für mich. So hatte ich keine unnötigen Energien verschwendet, um mich in einer großen Freude doch wieder nur maßlos zu ärgern. Auf jeden Fall war der Endspurt dann schon enttäuschend, da man nur noch wenige Siege feiern konnte.


Immerhin hattest du in den Stadien etwas zu feiern.

Das ist grundsätzlich richtig. Das unerwartete Unentschieden beim HSV war so ein Moment der Saison. Das war der letzte Funken, der noch gefehlt hatte. Gezittert, gehofft, geflucht, gejubelt. In so kurzer Zeit waren so viele Emotionen zusammengekommen. Da habe ich definitiv gespürt, dass ich noch immer ein leidenschaftlicher Anhänger des FCK bin. Und dann natürlich der 3:1 Sieg in Hannover, bei welchem ich völlig eskaliert bin. Das war schon krass.


Nicht so erfolgreich waren dann schon die anderen Spiele, die du im Stadion verfolgt hast. Immerhin warst du endlich wieder auf dem Betze. Wie kam es dazu?


Ich hatte ein freies Wochenende, weder Dienst noch Kind oder andere Verpflichtungen. Da habe ich die Chance einfach mal genutzt, um wieder nach Kaiserslautern zu fahren. Mein letzter Besuch lag ja schon acht Jahre zurück. Es war wirklich anstrengend, einen KL-Trip als Tagestour durchzuziehen. Aber ich werde es wieder tun. Und vielleicht ist das Ergebnis dann auch besser.

Und Oldenburg gegen Viktoria Köln war eher dem Umstand geschuldet, dass ich einfach mal wieder zum VfB wollte und so das Marschwegstadion in die Liste von Katsche und mir aufgenommen werden konnte.


Wie ist deine Meinung zum Saisonfinale in den oberen drei Ligen? Spannender kann es beinahe schon nicht mehr sein. In jeder Liga waren die Entscheidungen erst kurz vor Ende gefallen.

Ich war wirklich begeistert. Im Grunde genommen war es mir persönlich egal, wer am Ende deutscher Meister wird, wer auf- und wer absteigt. Für den neutralen Fan, war es eine super Sache, dass sich vieles teilweise erst in den Nachspielzeiten entschieden hat. Ich kann die Trauer der Dortmunder verstehen, so wie die Freude von Osnabrück und Heidenheim, die durch jeweils zwei Tore nach der 90. Minute ihre Aufstiegsträume haben wahr werden lassen. Allerdings sollte man kritisch hinterfragen, ob die langen VAR-Pausen wirklich so lang sein müssen. Die sind im Stadion nervig und sorgen auch für lange Nachspielzeiten. Wenn wegen der unsäglichen Schauspieleinlagen von Spielern länger nachgespielt wird, dann soll es so sein. Und mehr gelbe Karten für solch offenkundig gespielten Verletzungen wären ebenso wünschenswert.

Etwas traurig bin ich persönlich ja über den Abstieg des VfB Oldenburg und des SV Meppen. Der Nordwesten verliert damit ganz schön was. Außerdem hatte ich es ja nur einmal nach Oldenburg geschafft.


Neben der eben erwähnten Dritten Liga in Oldenburg warst du wieder sehr oft in der Eishalle anzutreffen. Ist der Fokus jetzt verschoben? Hier im Blog war nicht wirklich viel über Eishockey zu lesen, dennoch hast du viel Zeit dort verbracht.


Ja, ich war sehr viel in der Eisarena Bremerhaven, da ich die Möglichkeit bekommen habe, als kleines ehrenamtliches Zahnrad am Spieltag mitzuwirken. Insgesamt waren es inklusive Play-Offs 26 Heimspiele der Pinguins, bei denen ich helfen durfte. Da das aber immer und immer wieder die gleichen Berichte geworden wären, habe ich das hier nicht besonders erwähnt. Klar, die Tour nach Düsseldorf Ende Dezember wäre einen Post wert gewesen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich dazu nichts geschrieben habe. Stattdessen gab es ja den Beitrag zum Hannover-Derby in der Oberliga, welches erstmalig unter freiem Himmel im Niedersachsenstadion stattfand. Das war eine sehr gelungene Veranstaltung, deren Wiederholung sogar schon angekündigt ist. Abgesehen davon waren auch wieder sieben Spiele des Stammvereins dabei.


Wird es dementsprechend nächste Saison so für dich weitergehen?


Ja, im Großen und Ganzen wird es nächste Saison auch wieder so sein. Geplant ist es, dass ich bei den Pinguins so weiterhelfen werde. Die Tour nach Düsseldorf war spontan geplant. Von daher gehe ich davon aus, dass auch in der nächsten Spielzeit spontane Touren gemacht werden. Fußballerisch ist es nunmal so, dass 96, der HSV und Lautern weiterhin in einer Liga spielen. Ob ich wieder Ambitionen für St. Pauli und Osnabrück haben werde, muss ich mal schauen. Auch Schalke wäre natürlich klasse, da ich letztes Jahr das Ruhrgebiet abseits der Stadien kennenlernen durfte. Aber wie nahezu jedes Jahr gilt auch jetzt: nichts versprechen, was man nicht auch definitiv halten kann. Es hängt natürlich von der persönlichen Planung mit Junior und den Spielplänen in der DEL und der 2. Liga ab, was dann im Endeffekt wirklich auch realisiert werden kann.


Ich danke dir, dass du dir erneut die Zeit genommen hast, um uns an deinen Gedanken zur abgelaufenen Saison teilhaben zu lassen. Eine schöne und erholsame Sommerpause wünsche ich.


Das wünsche ich auch.