Moin Tobse,
statt in weiter Entfernung treffen wir uns zum gewohnten Abschlussinterview auf deinem Balkon. Die Saison 2022/2023 ist vorbei, der
FCK hatte weder mit dem Abstiegskampf noch mit dem Aufstiegsrennen in
der 2. Liga etwas zu tun. Wie entspannt war das Spieljahr für dich?
Gehen Sie davon aus, dass ich fußballerisch selten so
eine sorgenfreie Zeit hatte. Da durch den Aufstieg die Spiele des FCK
nicht mehr bei Magenta sondern fast nur noch bei Sky zu sehen waren,
habe ich nicht so viel live verfolgen können. Das schont das
Nervenkostüm ungemein. Das Eröffnungsspiel gegen Hannover 96 im
Free-TV hat schon arg an der Gesundheit genagt. Habe ich letzte
Saison in der Relegation gemerkt, dass das Feuer noch brennt, so habe
ich bei den Spielen, die ich gesehen habe, die Bestätigung bekommen.
Nach dem Siegtor in der Nachspielzeit habe ich meinem Nachbarn aus
der unteren Wohnung eine Entschuldigungsnachricht geschrieben, warum
ich gerade so irre laut war und durch meine Wohnung gepoltert bin.
Hat dieses Feuer dafür gesorgt,
dass du endlich den Gedanken mit dem Tattoo in die Tat umgesetzt
hast?
Acht Jahre zuvor hatte ich erstmals den
Gedanken, dass ich mir das Maskottchen auf die Wade stechen lassen
möchte. Aufgrund der zu erwartenden Schmerzen hatte ich das Ganze
immer wieder bei Seite geschoben und nicht weiterverfolgt. Als ich
letzten Sommer erstmalig ein Tattoo-Studio betreten hatte, kam ich
irgendwie aus der Nummer nicht mehr raus. Vielleicht hat die
Aufstiegseuphorie auch dazu beigetragen.
Zur Hälfte der Saison stand Lautern
als Aufsteiger auf dem vierten Tabellenplatz. Einige Fans haben vom
Durchmarsch in die Bundesliga geträumt. Welches Gefühl hattest du
in der Situation?
Ich denke schon, dass ich das
realistisch einordnen konnte. Natürlich war ich glücklich darüber,
dass der Schwung und die Euphorie des Aufstiegs mitgenommen werden
konnten. Durch die lange Winterpause bekam ich aber schon die
„Befürchtung“, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Klar, es
ist schade, dass ich mit meiner Befürchtung recht behalten sollte.
Allerdings war es dann auch wieder in Ordnung für mich. So hatte ich
keine unnötigen Energien verschwendet, um mich in einer großen
Freude doch wieder nur maßlos zu ärgern. Auf jeden Fall war der
Endspurt dann schon enttäuschend, da man nur noch wenige Siege
feiern konnte.
Immerhin hattest du in den Stadien
etwas zu feiern.
Das ist grundsätzlich richtig. Das
unerwartete Unentschieden beim HSV war so ein Moment der Saison. Das
war der letzte Funken, der noch gefehlt hatte. Gezittert, gehofft,
geflucht, gejubelt. In so kurzer Zeit waren so viele Emotionen
zusammengekommen. Da habe ich definitiv gespürt, dass ich noch immer ein leidenschaftlicher Anhänger des FCK bin. Und dann natürlich der 3:1 Sieg in Hannover, bei
welchem ich völlig eskaliert bin. Das war schon krass.
Nicht so erfolgreich waren dann
schon die anderen Spiele, die du im Stadion verfolgt hast. Immerhin
warst du endlich wieder auf dem Betze. Wie kam es dazu?
Ich hatte ein freies Wochenende, weder
Dienst noch Kind oder andere Verpflichtungen. Da habe ich die Chance
einfach mal genutzt, um wieder nach Kaiserslautern zu fahren. Mein
letzter Besuch lag ja schon acht Jahre zurück. Es war wirklich
anstrengend, einen KL-Trip als Tagestour durchzuziehen. Aber ich
werde es wieder tun. Und vielleicht ist das Ergebnis dann auch
besser.
Und Oldenburg gegen Viktoria Köln war
eher dem Umstand geschuldet, dass ich einfach mal wieder zum VfB
wollte und so das Marschwegstadion in die Liste von Katsche und mir
aufgenommen werden konnte.
Wie ist deine Meinung zum
Saisonfinale in den oberen drei Ligen? Spannender kann es beinahe
schon nicht mehr sein. In jeder Liga waren die Entscheidungen erst
kurz vor Ende gefallen.
Ich war wirklich begeistert. Im Grunde
genommen war es mir persönlich egal, wer am Ende deutscher Meister
wird, wer auf- und wer absteigt. Für den neutralen Fan, war es eine
super Sache, dass sich vieles teilweise erst in den Nachspielzeiten
entschieden hat. Ich kann die Trauer der Dortmunder verstehen, so wie
die Freude von Osnabrück und Heidenheim, die durch jeweils zwei Tore
nach der 90. Minute ihre Aufstiegsträume haben wahr werden lassen.
Allerdings sollte man kritisch hinterfragen, ob die langen VAR-Pausen
wirklich so lang sein müssen. Die sind im Stadion nervig und sorgen
auch für lange Nachspielzeiten. Wenn wegen der unsäglichen
Schauspieleinlagen von Spielern länger nachgespielt wird, dann soll
es so sein. Und mehr gelbe Karten für solch offenkundig gespielten
Verletzungen wären ebenso wünschenswert.
Etwas traurig bin ich persönlich ja
über den Abstieg des VfB Oldenburg und des SV Meppen. Der Nordwesten
verliert damit ganz schön was. Außerdem hatte ich es ja nur einmal
nach Oldenburg geschafft.
Neben der eben erwähnten Dritten
Liga in Oldenburg warst du wieder sehr oft in der Eishalle
anzutreffen. Ist der Fokus jetzt verschoben? Hier im Blog war nicht
wirklich viel über Eishockey zu lesen, dennoch hast du viel Zeit
dort verbracht.
Ja, ich war sehr
viel in der Eisarena Bremerhaven, da ich die Möglichkeit bekommen
habe, als kleines ehrenamtliches Zahnrad am Spieltag mitzuwirken.
Insgesamt waren es inklusive Play-Offs 26 Heimspiele der Pinguins,
bei denen ich helfen durfte. Da das aber immer und immer wieder die
gleichen Berichte geworden wären, habe ich das hier nicht besonders
erwähnt. Klar, die Tour nach Düsseldorf Ende Dezember wäre einen
Post wert gewesen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich dazu
nichts geschrieben habe. Stattdessen gab es ja den Beitrag zum
Hannover-Derby in der Oberliga, welches erstmalig unter freiem Himmel
im Niedersachsenstadion stattfand. Das war eine sehr gelungene
Veranstaltung, deren Wiederholung sogar schon angekündigt ist.
Abgesehen davon waren auch wieder sieben Spiele des Stammvereins dabei.
Wird es dementsprechend nächste
Saison so für dich weitergehen?
Ja, im Großen und Ganzen wird es
nächste Saison auch wieder so sein. Geplant ist es, dass ich bei den
Pinguins so weiterhelfen werde. Die Tour nach Düsseldorf war spontan
geplant. Von daher gehe ich davon aus, dass auch in der nächsten
Spielzeit spontane Touren gemacht werden. Fußballerisch ist es
nunmal so, dass 96, der HSV und Lautern weiterhin in einer Liga
spielen. Ob ich wieder Ambitionen für St. Pauli und Osnabrück haben
werde, muss ich mal schauen. Auch Schalke wäre natürlich klasse, da
ich letztes Jahr das Ruhrgebiet abseits der Stadien kennenlernen
durfte. Aber wie nahezu jedes Jahr gilt auch jetzt: nichts
versprechen, was man nicht auch definitiv halten kann. Es hängt natürlich von der persönlichen Planung mit Junior und den Spielplänen in der DEL und der 2. Liga ab, was dann im Endeffekt wirklich auch realisiert werden kann.
Ich danke dir, dass du dir erneut die Zeit genommen hast, um uns an deinen Gedanken zur abgelaufenen Saison teilhaben zu lassen. Eine schöne und erholsame Sommerpause wünsche ich.
Das wünsche ich auch.