Mittwoch, 8. Juni 2022

Quarantäne-Quatschen



Moin Tobse. Statt eines gemütlichen Beisammenseins müssen wir diese Saison per Videocall abschließen. Wie geht es dir?

Gehen Sie davon aus, dass es Schöneres gibt als für mindestens fünf Tage in seiner Wohnung eingesperrt zu sein. Insgesamt könnte es mir sicherlich besser gehen. Aber wir wollten ja über die Saison sprechen und nicht über Corona, auch wenn sich das wieder nicht ganz vermeiden lassen wird.

Das mache ich doch gerne und gratuliere dir ganz herzlich zum Aufstieg!

Die Glückwünsche sollten eher an die Mannschaft des FCK samt alten und neuen Trainer gehen als an mich. Mein „Anteil“, wenn man ihn den überhaupt so nennen kann, ist verschwindend gering.

Wie kommt das?

In der Vergangenheit, gerade auch während der Pandemie, hat sich meine Fußballwahrnehmung sehr verändert. Es gab die Zuschauereinschränkungen, dann wieder einen Ausschluss und danach wieder nur eine Teilzulassung von 500 bis 1000 Leuten. Um die persönliche Statistik schon einmal vorwegzunehmen: ich habe vom FCK nur das Gastspiel beim SV Meppen am zweiten Spieltag live im Stadion verfolgt. Die Stimmung war solala, der Kick ging mal wieder in die Hose und man ist gleich zu Saisonbeginn schon wieder mehr als nur bedient. Der Saisonstart der Lautrer ließ nichts Gutes erwarten oder erahnen, der Abstiegskampf war sofort wieder das alles dominierende Thema. Ich habe mir die Tabelle bewusst nicht mehr angeschaut und auch nicht alle Spiele im TV verfolgt. Umso überraschter war ich schließlich, als zwischendurch mein Blick ziemlich weit oben in der Tabelle hängen blieb auf der Suche nach dem FCK. Ich habe dann schon gehofft, dass es endlich etwas wird mit dem großen Ziel Aufstieg. Und dann werden die letzten drei Spiele wieder formidabel verkackt, sodass du in die unnötige Relegation musst. Und weil es so schön ist, wird direkt vor den entscheidenden Spielen noch der Trainer getauscht.

Wie erging es dir in der Relegation?

Bei der Relegation seinerzeit gegen Hoffenheim um den Aufstieg in die Bundesliga war ich wesentlich nervöser. Jetzt hatte ich fest mit einer Klatsche gerechnet und mich gedanklich schon auf ein weiteres Jahr Drittklassigkeit eingerichtet. Das Hinspiel gegen Dresden habe ich konsequent gemieden, das Rückspiel habe ich erst ab der zweiten Halbzeit gesehen. Da merkte ich dann aber schon, dass das Feuer doch noch in mir brennt. Ich konnte lediglich auf dem Laptop im Schlafzimmer schauen, habe da aber so viele Meter abgerissen, das eigentlich ein Trampelpfad im Laminat sichtbar sein müsste. Am Ende habe ich geschrien, geflucht und gejubelt. So wie früher.

Wurde dir Fußball so egal im Laufe der Zeit? Das kann man sich eher weniger bei dir vorstellen. Wir kommt es dazu?

Gerade in der letzten Zeit war ich vermehrt beim Eishockey unterwegs und konnte daher endlich einmal direkte Vergleiche ziehen, auch wenn man natürlich nicht alles wirklich 1 zu 1 so übernehmen kann.

Am ersten Spieltag der dritten Liga waren Katsche, Junior und ich beim TSV Havelse. Da der DFB ja auf große Stadien besteht, kamen wir uns recht verloren vor im riesigen Niedersachsenstadion. Die Zuschauerzahl hätte auch im heimischen Stadion Platz gefunden. Man merkt einfach den Unterschied, ob 3000 im Niedersachsenstadion brüllen oder nur 1000 in der zu einem Viertel gefüllten Eisarena. Es macht einfach nicht so einen Spaß, wenn die Stimmung nicht da ist. Trotz der Freude, endlich wieder ins Stadion zu dürfen. Dann bemerkte ich im Laufe der Zeit wieder die ganzen schauspielerischen Einlagen der Spieler. Man bleibt liegen, dreht sich mehrmals um die eigene Achse bis der Schiri endlich ein Einsehen hat und pfeift. Das hat mir beispielhaft in Groningen sehr gefallen, dass der Schiedsrichter immer wieder dem Spieler klar gemacht hat, dass er eben nicht pfeifen wird. Gefühlt hat dieses Getue in letzter Zeit einfach wieder Überhand genommen. Und dann kommen da noch wieder die grandiosen Fans hinzu mit ihren beschissenen Platzstürmen. Okay, sollen sie doch machen. Aber lasst doch einfach mal den Platz heile und baut die Tore nicht auseinander. Feiert lieber mit eurer Mannschaft und lasst die scheiß Provokationen sein. Beispiele? Eintracht Frankfurt fällt mir da sofort ein. Was war ich beeindruckt von der Masse an Fans in Barcelona, wahnsinnig auch die Stimmung beim Halbfinalrückspiel gegen West Ham. Mega geil, kann ich nicht anders sagen und muss ich als alter „Rivale“ neidlos anerkennen. Und dann kommt der Abpfiff und was machen viele (nicht alle!!!!) der Platzstürmer? Rennen direkt vor den Gästeblock und provozieren. Meine Fresse! Freut euch doch einfach über den Einzug ins Finale und macht so einen Quatsch nicht. Gleiches gilt auch für „Fans“ des VfB Oldenburg. Glückwunsch zum Einzug in die Dritte Liga, ohne Frage. Aber auch hier wieder direkt Richtung Gästefans. Hat man nach 25 Jahre Abstinenz vom Profifußball nicht Besseres zu tun?

Sorry, aber das Verhalten der Fans beim Feiern und von die Zeitschinderei der Spieler geht mir übelst auf den Sack, sodass ich kurz davor war, mich vom Fußball abzukehren.

Natürlich es gibt auch beim Eishockey solche Qualitätsfans, aber irgendwie bleibt es da immer noch im Rahmen. Als meine Freundin und ich im entscheidenden Viertelspiel in Wolfsburg nach der Niederlage „unserer“ Pinguins zum Auto zurückgingen, gab es keinerlei Provokation oder ähnliches. Man unterhält sich über das Spiel, wünscht sich viel Glück oder eine schöne Sommerpause und freut sich auf die nächsten Duelle.

Puh, das muss man erstmal verdauen. Ich denke aber mal, dass es dazu unterschiedliche Ansichten gibt.

Das ist ganz normal und sollte auch so sein. Das ist halt nur meine Meinung, die ich so auch vertrete. Auch beim FCK gibt es solche Momente und Verhaltensweisen von "Fans", auf die ich keinen Bock mehr hatte.

Kommen wir von deiner Meinung zu deiner Statistik. Da muss man wirklich sagen, dass sich dein Fokus da sehr verschoben hat.

Das ist absolut richtig. Es waren genau drei Fußballspiele, die live im Stadion verfolgt wurden. Neben den erwähnten Spielen in Hannover, Meppen und Groningen war fußballmäßig nichts los bei mir. Die Nähe zu Bremerhaven hat diesmal zu wesentlich mehr Spielen beim Eishockey geführt. Doch auch da waren es nicht nur die Profis, sondern auch viele Spiele im Nachwuchsbereich (U 20) und des Stammvereins standen im Kalender. Zwischen zwei Diensten konnte ich dann mal ganz entspannt nach Fischtown düsen. Ich habe das mal unten zusammengefasst. Herausragend waren da sicherlich die Spiele in der Champions Hockey League, die möglicherweise einzigartig für Bremerhaven waren.

Inklusive des großen Highlights in Prag.

Ja, genau. Endlich Europapokal auswärts. Die Tour nach Prag war Weltklasse, da kann man kein anderes Wort für finden. Neben Prag hatte ich aber auch meine Eishockeypremieren in Mannheim, Wolfsburg und am Hannoveraner Pferdeturm. Da meine Freundin auch sehr stark dem Eishockey verbunden ist, werden da sicherlich auch in Zukunft mehrere Touren möglich sein, sodass vielleicht auch der Eishockeypart in diesem Blog einen größeren Raum einnehmen könnte.

Du hast schon die Eishockeytouren angeschnitten. Wird es denn auch weiterhin Fußballabenteuer geben?

Das beantworte ich mit einem ganz klaren JA! Der FCK hat durch den Aufstieg wieder einige Ziele mehr im Norden. Der VfB Oldenburg versucht das Marschwegstadion für die dritte Liga auf Vordermann zu bringen. Da war ich vor zig Jahren einmal zur Niedersachsenliga West. Da kann man sich mal wieder sehen lassen. Und als Ausweichort ist das Niedersachsenstadion benannt worden. Ich denke mal, dass man dort auch kurzentschlossen eine Karte ergattern kann. Und der Rest wird sich zeigen. Die Vergangenheit hielt auch immer wieder Überraschungen bereit.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Weiterhin eine gute Besserung.

Vielen Dank und kein Problem. Ich war ja eh zu Hause und hatte nichts vor...


13 x DEL (BHV, MA, WOB)

4 x CHL (BHV, PRG)

1 x Oberliga (Hannover Indians)

4 x Verbandsliga (REV Bremerhaven)

1 x Landesliga (REV Bremerhaven)

3 x Fischtown Ladies

4 x DNL (REV Bremerhaven U 20)

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