Nachdem
Junior nun seine Stadionpremiere in
Lotte hatte, habe ich überlegt, wie mein erster Stadionbesuch so
war. Statt Dritte Liga gab es am 03.04.1993 einen Klassiker der
Bundesliga in einem wahren Spitzenspiel. Gerade für die jüngeren
Leser dieses Blogs dürfte es sich wie eine Zeitreise anfühlen.
Katsche,
Papa, mein Kumpel S. (aus Gründen der EU-DSGVO nicht vollständig
genannt), dessen Vater und ich machten uns auf zum Weserstadion
Bremen. Der SV Werder kämpfte um die Meisterschaft, mein FCK
benötigte die Punkte für den Einzug in den UEFA-Cup, welcher
seinerzeit noch ganz schnöde im KO-Modus mit Hin- und Rückspiel
ausgespielt wurde. Ja, in einem Satz drei historische
Begebenheiten... Vor dem Stadion standen wir an den Kassenhäuschen
an und warteten und warteten. Die Bestellung von Eintrittskarten im
Internet (welches sich eh nicht durchsetzen würde) war noch nicht
möglich. Überall standen Grün-Weiß und Rot-Weiß feiernd und
singend beisammen. "Werder und der FCK" schallte es
lautstark. Immerhin bestand seit dem Pokalfinale drei Jahre zuvor
eine Fanfreundschaft zwischen den Anhängern. Irgendwann hatte ich
keine Lust mehr zu warten und brüllte, dass sie endlich die Kasse
aufmachen sollen. Zack, da ging der Rolladen auch schon hoch. Ich
hätte früher rufen sollen, wurde mir "vorgeworfen" ;-)
Unsere Väter kauften S. und mir noch jeweils eine Fahne bevor die
Meisterprüfung Einlasskontrolle anstand.
Gefühlt gab es für jeden
Block einen extra Einlass mit Ordner. Ich war zuerst an der Reihe.
Der Ordner tastete mich ab, öffnete dann den Rucksack und nahm die
pfandfreien Cola-Dosen raus. Schade, wäre auch zu schön gewesen. Er
drehte sich fragend zu S. "Na, hast du auch Coladosen mit?"
- "Nein" war die korrekte Antwort von S. Bevor ich mich
jedoch über das bevorstehende Getränk freuen konnte, schob er ein
unschuldiges aber ehrliches "Fanta" hinterher. Schade, schade, schade. Der
Ordner war aber sehr gut drauf und stellte die Dosen beiseite. Wir
dürften in der Halbzeit aber wiederkommen und die Dosen dann
trinken.
Im Block nahmen wir auf einer schier endlosen Holzbank
platz. Ein Wahnsinnsgefühl für uns Jungs, endlich einmal in einem
Bundesligastadion zu sein. Besonders fasziniert war ich von der
Anzeigetafel und was dort alles mit Glühlampen dargestellt werden
konnte.
Plötzlich brandete Jubel auf. Der Stadionsprecher verkündete
die große Botschaft. Dieses Spitzenspiel wurde von all den Partien
ausgewählt, das Live-Spiel auf Premiere zu sein. WOW, das wir so
etwas gleich auch noch miterleben durften.
Die
Mannschaftsaufstellungen lesen sich auch heute noch wunderbar.
Folgende Spieler mit den Rückennummern 1 bis 11 und in schwarzen
Schuhen wurden von den Trainern Otto Rehhagel und Rainer Zobel auf
das mit Laufbahn umrandete Feld geschickt:
SV
Werder Bremen: Reck. Bockenfeld, Bde, Borowka, Bratseth, Herzog
(Schaaf), Hobsch, Legat, Rufer (K. Allofs), Votava, Wolter
1.
FC K'lautern: Serr, Eriksson, W.Funkel, Goldbaek, Hotic (Haber),
Kadlec, Kuntz, Ritter, Vogel (Marin), M.Wagner, Witeczek
Zum
Spiel kann ich ehrlicherweise nicht mehr viel sagen. Insgesamt war
ich viel zu aufgeregt wegen der ganzen neuen Einflüsse und Reize.
Nur dass Mirko Votava nahezu mit dem Halbzeitpfiff den 1:0 -
Siegtreffer erzielte, kann ich auch ohne Recherche sagen.
Nach
dem Spiel haben wir uns beeilt, Papa hatte auf der Autobahn richtig
Gas gegeben. Schließlich wollten wir rechtzeitig zum Beitrag in der
ARD-Sportschau wieder zu Hause sein.
Am
Ende der Saison wurde Werder Deutscher Meister, der FCK landete auf
Platz 8.
Als
Extra noch für die Jüngeren: Weitere Mannschaften der Bundesliga
waren die SG Wattenscheid 09, Bayer 05 Uerdingen, 1.FC Saarbrücken und
der HSV.
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