"Fahr nach Prag", haben sie gesagt. "Das könnte lustig werden", haben sie gesagt. Und sie sollten Recht behalten.
Katsche lebt seit vielen Jahren das Motto "Europapokal auswärts". Auch ich wollte dieses Feeling endlich mal erleben, einmal seinem Verein durch Europa nachreisen und auswärts unterstützen. Da kann der herzblütige FCK-Fan und 96-Sympath jedoch nur leise in sich hineinweinen. Umso schöner, dass sich die Fischtown Pinguins für die CHL qualifiziert hatten. Von den ersten vier Spielen waren leider nur die Heimspiele gegen Turku und Växjö möglich, da die Coronaregeln eine Gruppenreise nach Skandinavien nicht möglich machten.
Nun aber Prag zum Spiel bei Sparta. Die "Jungs von der Weser" hatten eine Gruppenreise mit den beiden Mannschaftsbussen organisiert. Mittwoch früh morgens um 06:00 Uhr los nach Prag und nach dem Spiel noch eine Nacht im Hotel. Hört sich gut an, macht man mit. Es war ein richtig bunt gewürfelter Haufen, der sich da im Bus zusammengefunden hat. Aber die einzelnen unterschiedlichsten Charaktere sorgten auf Hin- und Rückfahrt für so wahnsinnig lustige Momente, dass man vom Lachen Kopfschmerzen bekam.
Die Fahrt war (natürlich auch wegen der Pausen) sehr lang und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir unser Hotel erreicht hatten. Auch die erfrischende Dusche mit leider nur kalten Wasser machte den Körper nicht fit für das Spiel. Doch je näher wir der Arena kamen, umso größer wurden Freude und Stimmung. Zuerst hatte ich mich ein wenig geärgert, dass das Spiel nicht in der neuen O2-Arena stattfand, sondern in der betagten Tipsport-Arena. Aber Alter, was hat die Halle für einen nostalgischen Charme. Als ob die Zeit stehen geblieben ist. Etwas Oldschool, etwas Historie, eine Aura, die die Halle umgibt. Wahnsinn! Das war dann schon geiler als so eine neue Multifunktionsarena. Man kommt aus dem Schwärmen schon fast nicht mehr heraus. Und dann noch das günstige Bier, dass gut runterging, und die zwar bullig aussehenden Ordner, die aber so mega entspannt waren. Wir konnten uns in der kompletten Arena frei bewegen. Das war die perfekte Mischung für einen guten Hockeyabend.
Die Stimmung im Block war gigantisch. Auch die Qualitätsfans waren da, obwohl man bei Anreise eine geschlossene und ausfallfreie Ankunft nicht erwartet hätte. Insgesamt sollen es so ca. 800 bis 900 Fischtown-Anhänger gewesen, die mal eben innerhalb der Woche nach Prag gedüst sind. Lautstark und top motiviert wurde angefeuert, gejubelt und geflucht. Sogar die Ordner und die Feuerwehrleute waren beeindruckt und haben immer wieder mal Videos und Fotos vom Gästemob gemacht.Mit 5:2 mussten sich unsere Jungs geschlagen gegeben. Aber der Stimmung tat das keinen Abbruch. Selbst die Siegesfeier der Sparta-Fans war eher vorbei. Anders als beim Fußball gab es keine Blocksperre. Wir sind stattdessen freiwillig geblieben und haben unser Team und auch uns selbst gefeiert. Das Ganze dauerte sogar so lange, dass die Spieler aus der Kabine noch einmal zurückkamen und mit uns weitergefeiert haben. Irgendwann musste sie schon das Licht der Halle ausknipsen, damit wir endlich rausgehen. Und sogar dort konnte man noch ein wenig mit den Spielern quatschen, bevor der Bus zurück zum Hotel oder besser gesagt zur Hotelbar fuhr.
Ein großer Kritikpunkt am Hotel: kein Futter in der Nacht! Dann halt zu Fuß, zu dritt und zu voll durch Prag marschieren. Laut Googlemaps gab es in der Nähe einen Dönerladen. Wenn uns Maps gleich vernünftig gelotst hätte, wäre er sogar noch näher gewesen. Egal, lecker war es trotzdem und es brachte einen nochmal voran.
Donnerstag morgen gab es nach dem Frühstück (und endlich heißer Dusche) die Möglichkeit, die Stadt ein wenig zu erkunden. Drei Stunden Bummel bei gutem Wetter durch die Innenstadt war schon schön. Vor 14 Jahren war ich zwar schonmal in der tschechischen Capitale. Aber wenn man doch etwas mehr Kultur mitmachen möchte, reicht die Zeit einfach nicht aus. Klasse war es trotzdem. Und nicht wenigen war das Ergebnis vom Vorabend mittlerweile recht egal, da die Stimmung einfach genial war und der Donnerstag Mittag zu einem runden Abschluss führte. Klar, die Rückfahrt zog sich laaaaaaaaaaaaaaaange hin, aber durch tolles, ähm, Bordentertainment, welches die Mitreisenden einbezog, ging es dennoch vergleichsweise schnell, bis wir um 22:30 Uhr endlich wieder die Eisarena erreicht hatten.